Dr.h.c. Lothar Späth Laudatio Lieber Manfred Rommel,
verehrte Frau Rommel,
Herr Ministerpräsident,
Magnifizenz,
Herr Professor Landfried,
meine Damen und Herren,
der Chef der Jury, die den Preisträger ausgewählt hat, ist ja mein Landesherr. Offensichtlich sorgt er sich gelegentlich, daß ich mich nur noch um den Verkauf von Aktien in Thüringen kümmere und mich mit den grundsätzlichen Dingen des Lebens nicht mehr ausreichend auseinandersetze. Und so hat er mir den Dienst aufgetragen, eine Laudatio zu halten. Diesen Dienst habe ich sehr gerne angenommen, weil es nicht die erste Laudatio ist, lieber Manfred Rommel, die ich auf den heutigen Preisträger halte.
Aber es hat mich dazu gezwungen, etwas ganz ungewöhnliches zu tun - ich benutze heute ein Manuskript. Normalerweise liebe ich so was nicht - lieber Manfred - ich mache es zum ersten Mal mit Manuskript. Nicht weil ich jetzt mit zunehmendem Alter die Befürchtung habe, daß mir das verloren geht, was ich mir nicht aufschreibe, sondern weil der Manfred Rommel eines der ganz seltenen Exemplare ist, die man einfach nicht einfangen kann ohne sie zu notieren.
Daher also dieser ungewöhnliche Vorgang. Ich halte die Laudatio deshalb gern, weil, wenn man über seinen Büchern sitzt und mit seinen Zitaten arbeiten will, man plötzlich diese große Breite feststellt, die Manfred Rommel darstellt. Und mit immer mehr Beschäftigung mit ihm ist er auf einmal nicht mehr so locker einzufangen wie wir es bisher - glaube ich - gegenseitig getan haben.
Nur die Besten unseres Landes haben die Chance, mit dem Dolf-Sternberger-Preis geehrt zu werden. Willy Brandt, Martin Walser und Wolfgang Schäuble - die bisherigen Träger der Auszeichnung - stehen dafür.
Ich meine, mit Recht und verdientermaßen erhält heute Manfred Rommel den Preis in Anerkennung seines Beitrags zur Kultur der politischen Rede. Denn der Politiker Manfred Rommel ist stets mehr gewesen als nur Oberbürgermeister im Stuttgarter Rathaus. Er ist Weltbürger, Botschafter der Völkerverständigung, brillanter Rhetoriker, witziger Aphoristiker mit hintergründigem Ernst, er ist Vor- und Querdenker - zum Leidwesen vieler in einer bestimmten Partei. Mehr noch: Der diesjährige Preisträger ist ein Mann von eigenem Charakter, unabhängig und im Wortsinne unbeirrbar, wenn es um eigene Überzeugungen geht. Ein deutscher Demokrat und ein Brückenbauer zu Herz und Verstand der Bürger.
Manfred Rommel wird Respekt von Freund und Feind gezollt. Wobei ich zunehmend zu der Auffassung gelange, daß er zu den wenigen Exemplaren gehört, die überhaupt keine Feinde haben. Obwohl er einer ist, der immer deutlich seine Meinung gesagt und danach sogar noch gehandelt hat. Was eher nicht dafür spricht, daß er keine Feinde haben könnte. Die Stuttgarter, die er 22 Jahre nicht von oben, sondern mit Toleranz regiert hat, haben schnell gemerkt: Hinter dem, was der schwätzt, steckt auch etwas: Eine eigenständige Persönlichkeit, ein kritischer Kopf mit unheimlich viel Wissen und Erfahrung. Respekt- und liebevoll nennen sie ihn "dr´Rommel". Und sie meinen einen klugen, belesenen und bibelfesten Mann, von den Maximen Vernunft und Zweckmäßigkeit geleitet, mit Hegel als Lebenselexier und einem gehörigen Schuß Selbstironie als ständigem Begleiter.
Rommel ist Schwabe. Genauer gesagt, Halbschwabe (mit einer Berlinerin als Mutter). Seine Sprache ist schwäbisch - bedächtig, aber auch grob. Zwar wird andernorts das Schwäbische gern belächelt. Aber im Dialekt läßt sich manches deutlicher und vielleicht auch leichter sagen. Und Dialekt weist auf die Herkunft hin, signalisiert Identität, verschafft Heimatgefühl. Wie wertvoll dies für die Menschen ist, dieses Zugehörigkeitsgefühl zu einem überschaubaren Umfeld, zu einer Stadt, zu einer Region, offenbart sich nach meinem Gefühl deutlich im Zuge des vereinigten Europa und der Globalisierung der Welt in all ihrer Komplexität.
Im Gegensatz zu vielen Politikern, Wissenschaftlern und Managern der Wirtschaft ist Manfred Rommel immer verstanden worden. Die klare und deutliche Sprache ist ihm wichtig, sozusagen sein Markenzeichen.
Im Vorwort zu einer Sammlung seiner Reden und Aufsätze mit dem Titel "Abschied vom Schlaraffenland" schreibt er 1981:
"Der moderne Mensch entwickelt eine große Virtuosität im Auseinanderdenken und Zerlegen. Es gelingt ihm jedoch selten, die Dinge zusammenzudenken und zusammen¬zusetzen. Ich bemühe mich - so schreibt er - um Klarheit, was ebenfalls ein dem Zeitgeist entgegen strebendes Bemühen ist. Kommunikation setzt aber Verständlichkeit voraus..."
Wie wahr. Beispiel deutsche Einheit. Manfred Rommel hat damals gesagt, sie sei nicht zum Nulltarif zu haben. Das haben andere auch gewußt, aber nicht gesagt. Tatsache ist, daß hier vom Westen gegenüber dem Osten völlig überzogene Erwartungen genährt wurden. Und jetzt ist die Enttäuschung groß. Bei den Älteren im Osten Deutschlands macht sie sich an der PDS fest, die Jungen protestieren über die DVU. Der Effekt ist politische Lethargie, wo lediglich noch Rituale zelebriert werden, statt alle Kräfte zusammenzunehmen, für eine mutige Reformpolitik zu werben und deutlich zu sagen, wie diese durchgesetzt werden soll, und daß es nicht ohne Opfer geht.
Ich bin übrigens aus ganz persönlicher Erfahrung - als ehemaliger Politiker und nun als Mann der Wirtschaft - davon überzeugt, daß es gelänge, mit Wahrheit und Klarheit Glaubwürdigkeit zu gewinnen und ein Klima des Vertrauens zu schaffen, ohne das eine Demokratie nicht existieren kann.
Auch dazu ein Zitat von Manfred Rommel aus dem Jahr 1980:
"Das Fundament der Demokratie - sagt Rommel - ist und bleibt das Vertrauen in Vernunft und Verantwortung der Mehrheit." Und man muß fragen, warum dieses Fundament nicht in unserer heutigen Zeit eingeplant wird, das Fundament Vertrauen in Vernunft und Verantwortung der Mehrheit.
Und an anderer Stelle offenbart der Pragmatiker, der das Mögliche zur Maxime seines Handels gemacht hat:
"Da die Politik eine praktische Kunst ist, ist die Wahrheit, die sie zu suchen hat, die Wahrheit des Machbaren. Das Wünschenswerte festzustellen, ist nur ein Schritt auf diesem Weg. Die eigentliche Bewährung der Politik findet im Spannungsverhältnis zwischen Wunsch und Wirklichkeit statt." Wie wahr, wie einfach und wie präzise.
Rommel war immer der Auffassung, daß Politik vorwiegend Vorsorge der Gegenwart für die Zukunft ist, nicht Aktivismus, der dem Augenblick entspringt und nur dem Augenblick gilt. Und er war einer der ersten, die früh erkannt haben, daß die Deutschen am Ende einer langen Wachstumsphase Gefahr laufen, über ihre Verhältnisse zu leben - eines unserer zentralen Gegenwartsprobleme. Nachzulesen - und Rommel wird viel gelesen - ist dies alles in den Redesammlungen "Abschied vom Schlaraffenland", "Wir verwirrten Deutschen " und "Die Grenzen des Möglichen". Auch die sogenannte heile Welt gibt es für Rommel nicht. Gerade deshalb müsse eine Demokratie - so sagt er - in der Lage sein, nach dem Prinzip des überwiegenden Vorteils eine Entscheidung zu treffen, auch dann, wenn einigen diese Entscheidung nicht paßt. Aus gutem Grund hat er sich immer dagegen verwahrt, "Vernunft mit Unmoral, Ökonomie mit Menschenfeindlichkeit und Technik mit Naturzerstörung" gleichzusetzen. Um diesen extremen Argumenten- entgegenzutreten, schlägt Rommel eine Politik vor, " die insbesondere anerkennt, daß der Mensch nicht nur materielle, sondern auch psychische Bedürfnisse hat", wiewohl die Politik die materiellen Bedürfnisse nicht wegphilosophieren könne. "... Sie muß zur Erreichung ihrer Ziele auch technische und ökonomische Vernunft anwenden", sagte Manfred Rommel 1979 pragmatisch in einem Vortrag vor dem Schweizerischen Städtetag in Winterthur. Aber - auch dies ein Zitat von ihm - "eine Stadt besteht nicht nur aus Straßen und Gebäuden, sondern auch aus dem Geist, der Atmosphäre, die darin herrscht."
Wie recht Rommel hat, den man auch den Rathaus-Philosophen nannte! Er reflektiert sich und seine Umwelt kritisch - bis heute, als Zeitungskolumnist (er wäre übrigens gern Journalist geworden). Und immer noch ist er gegen Denkverbote und für Toleranz. An ihr mangelt es nach seiner Überzeugung seit langem, und zwar bei Vertretern aller politischen Richtungen. Da nimmt er niemanden aus.
"Toleranz ist eine Tugend, bei deren Abwesenheit die Demokratie nicht richtig funktioniert....", so heißt es in einem Beitrag Rommels aus dem Band "Reden auf die Republik" (dva. 1979).
Was er unter Toleranz versteht, hat er folgendermaßen beschrieben:
"Ich verstehe unter Toleranz" - sagt er -
- "erstens den grundsätzlichen Glauben an die ehrliche Gesinnung des Andersdenkenden;
- - zweitens die Entschlossenheit, für das Recht des Andersdenkenden, seine Meinung zu sagen, einzutreten;
- - drittens die Bereitschaft, dem Inhaber einer anderen Meinung überhaupt zuzuhören und seine Argumente vernünftig zu prüfen."
Danach lebt und handelt Manfred Rommel. Und deshalb ist er ein Solitär in der politischen Welt. Er bekennt sich nicht nur zu seinen Prinzipien, er beachtet sie auch in der Praxis.
Rommel war auch nie jemand, der davor zurückgeschreckt wäre, Unpopuläres zu sagen. Er hat dem Volk nicht nach dem Maul geredet und sich auf diese Weise unermüdlich um die Überwindung der Politikverdrossenheit bemüht, die in Wahrheit doch wohl eher Politikerverdrossenheit zu sein scheint. Er hat keine Berührungsängste und er weiß:- ich zitiere ihn wieder - "wer jedermanns Liebling sein will, wird zu jedermanns Dackel".
In der Sache aber geht er unbeirrbar seinen Weg, ist weiß Gott - oder Gottseidank? - kein sturer Parteisoldat. Ich denke, er und ich, als wir beide noch politisch tätig waren, wir wußten voneinander, daß jeder seine Position zu vertreten hatte. Wir wußten aber auch voneinander, daß wir kompromißbereit und kompromißfähig waren und daß wir uns gemeinsam dem Ganzen verpflichtet fühlten.
Rommel hat nie vor dem Zeitgeist kapituliert. Er tadelt jedoch diejenigen, die sich vor jeder Veränderung fürchten. "Die Jugend können wir," so sagte er einmal, "nur gewinnen durch das gute Beispiel und durch ein Selbstbewußtsein" - und ohne diesen Zusatz wäre es kein Rommel - "das sich in Toleranz äußert". Dieser Zusammenhang war ihm im Leben immer wichtig: Selbstbewußtsein äußert sich durch Toleranz und Gelassenheit.
Manfred Rommel ist ein gutes Beispiel. Er war ein echter Vertreter seiner Bürger. Er hat Verantwortung übernommen, und er hat immer gearbeitet. Für ihn war das selbstverständlich. Aber wie er das Selbstverständliche wahrgenommen hat, wie er mit dem Bürger umgegangen ist, diese Mischung aus Ehrlichkeit, Würde, Humor, echter Menschlichkeit und zupackender Originalität - auch das ist es, was ihn zum Solitär macht.
Die "Zeit" hat vor Jahren einmal sinngemäß über Manfred Rommel geschrieben, daß er oft mit einem Wort die Wahrheit treffen könne. Und es ist wahr: Denn wir analysieren mittlerweile alles und jedes, verkomplizieren es dann und beschreiben es zu allem Unglück auch noch unverständlich.
Und dann kommt da einer daher mit einem Wort, mit einem Satz, mit einem Spruch - und drückt im Grunde genau das aus, was wir genauso empfinden, was wir eigentlich auch schon immer sagen wollten.
Trotzdem. Manfred Rommel hat auch Kritik erfahren müssen. Obwohl und gerade, wenn er Zeichen gesetzt hat. Schon in den ersten Amtsjahren nach seiner Wahl im Jahr 1979 hat mancher Christdemokrat - ich eingeschlossen - die Hände ob seiner diversen Alleingänge über dem Kopf zusammengeschlagen. Oft mußte ich mich bei Präsidiumssitzungen in Bonn eigentlich nur rechtfertigen, was der Stuttgarter Oberbürgermeister seit der letzten Sitzung wieder alles angestellt hatte.
Dennoch: Im entscheidenden Augenblick das Richtige zu sagen, ist eine der vielen Stärken Rommels. Es heißt sogar, manches Wort von ihm habe geradezu kathartische, reinigende, befreiende und befriedende Wirkung gehabt.
Zur Erinnerung: Als die RAF-Terroristen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe 1977 ihrem Leben ein Ende setzten, ließ Rommel gegen heftige Proteste zu, daß sie auf dem Stuttgarter Dornhalden-Friedhof beerdigt werden konnten. Seine Begründung: - auf Rommelsche Art, einfach und klar - Am Grab müsse alle Feindschaft ein Ende haben. Punkt!
Auch diese Begründung belegt Rommels Verständnis von Demokratie, die für ihn nur mit Toleranz die beste aller Staatsformen sein kann. In diesen Kontext gehört auch sein Eintreten für den damaligen Stuttgarter Schauspieldirektor Claus Peymann, der am Schwarzen Brett des Kleinen Hauses in Stuttgart einen Spendenaufruf angebracht hatte, um Geld für den Zahnersatz von Gudrun Ensslin zu sammeln.
Ebenfalls unvergessen ist dieser Satz: "Es hätte auch ein Schwabe sein können ..." Gesagt hat ihn Rommel auf der Trauerfeier für zwei junge Polizeibeamte, die von einem Schwarzafrikaner auf der Gaisburger Brücke in Stuttgart ermordet worden waren.
Die Wellen der Empörung schlugen damals hoch. Doch Rommel hielt - wie so immer und so oft - unbeirrbar am Gesagten fest, ebenso wie an seinen Ansichten in der Ausländer- und Asylpolitik. Bereits Ende der achtziger Jahre hat er hier alles andere als parteikonforme Wege eingeschlagen. Das gilt für seine fast schon apodiktische Ansicht, daß Deutschland ein Einwanderungsland sei, für sein wiederholt vorgetragenes Plädoyer für eine doppelte Staatsangehörigkeit oder seine Meinung, daß ohne die Ausländer der Fortbestand der deutschen Gesellschaft nicht denkbar sei.
Manfred Rommel hat wegen seines Engagements für die - ich will mal sagen - multikulturelle Gesellschaft viel Prügel einstecken müssen. Trotzdem hat er immer wieder mutig zu dieser Thematik Stellung bezogen. Und möglicherweise ist das einer der Gründe, weswegen Helmut Kohl ihn jahrelang mit Mißachtung gestraft hat. Um so erstaunter waren mit mir noch viele andere, daß ausgerechnet Kohl es war, der Rommel die Aufgabe der deutsch-französischen Kulturzusammenarbeit übertragen hat. Regelrecht überrascht waren wir, daß der Kanzler seinen Kritiker selbst und mit einer sehr persönlichen und ausgesprochen herzlichen Rede am 17. Dezember 1996 im Großen Haus in Stuttgart in den Ruhestand verabschiedet hat. Dies nur darauf zu schieben, daß der streitbare Stuttgarter Oberbürgermeister seit der deutschen Einheit zu den Bewunderern Kohls gehört, wäre zu einfach gedacht.
Richtig unrecht haben Rommel aber diejenigen getan, die ihm nachsagten, seine Reden stünden im umgekehrten Verhältnis zu deren inhaltlicher Bedeutung.
Hunderte von Reden und Beiträgen, alle selbst entworfen, dazu seine berühmten Zwei- und Vierzeiler - lapidar, aber treffsicher - beweisen das Gegenteil. Auch sie geben Zeugnis von Rommels Leitlinie des politischen Handels, daß Politik die Kunst des Möglichen ist, der Grundsatz der Rationalität zu regieren habe und die Vernunft zum Einsatz kommen muß.
Sie selbst, lieber Manfred Rommel, haben gesagt, Sie seien manchmal den unbequemen Weg gegangen, weil Sie sich mit dem bequemen Weg zwar die Zustimmung der Leute holen könnten, aber dann nicht wüßten, ob Sie sich dann noch selbst zustimmen könnten. Auf diese Art sind Sie mit sich im Reinen geblieben: Und diese Art ist es, die Ihnen die Zustimmung und die Sympathie breiter Bevölkerungskreise verschafft hat.
Ihr Humor hat hierzu eine ganze Menge beigetragen. Wobei dazu gesagt werden muß, daß der Schwabe eigentlich ein ernster Mensch ist. Glücklicherweise haben wir aber in Manfred Rommel ein Exemplar dieser Spezies, der es versteht, sich selber auf den Arm zu nehmen und der öffentlich bekennt, daß er die Weisheit auch nicht mit Löffeln gefressen hat. Rommel hat Witz und ist witzig. Und er weiß, daß nichts schlimmer ist, als seine Zuhörer zu langweilen. Sein Reservoir an Anekdoten, Episoden und Bibelzitaten ist deshalb schier unerschöpflich.
Der Rathaus-Philosoph verehrt - wie bekannt ist - den Stuttgarter Haus-Philosophen Hegel. Aber selbst ihn nimmt er mit Witz. Und weil ich dazu das Original brauche, muß ich erneut Manfred Rommel zitieren:
r sagt: "Hegel haben viele nicht recht verstanden, aber sie haben wenigstens gemerkt, daß bei ihm viel von Religion die Rede ist, und so kamen sie zu der Meinung:
Der hot wenigstens Religion em Ranze."
Manfred Rommel hat uns viel gesagt, aber eigentlich wenig über sich selbst. Wie viele Schwaben neigt auch er zum Understatement, hofft aber gleichzeitig darauf, daß die anderen es nicht so ganz ernst nehmen. Dennoch läßt sich nicht leugnen, daß er immer bescheiden geblieben ist, anständig und nach Möglichkeit nicht in den Vordergrund drängend.
Sein Geist, sein Realitätssinn, seine Toleranz, sein Mut und seine Zivilcourage haben glücklicherweise dazu beigetragen, daß er in den Vordergrund gerückt ist.
In einer seiner vielen Reden hat er gesagt: "Der Schwabe denkt ja immer: Was groß ist, ist unnötig."
Das denke ich in diesem Fall nicht. Hier und heute wird in Heidelberg ein Mann geehrt: Ein Schwabe, ein Großer, den wir nötig haben.
Und ich hoffe für uns alle, daß heute nicht gilt, was der diesjährige Dolf Sternberger-Preisträger einmal im privaten Kreis verlautbart hat:
"Heut' ben i froh, heut' muass i koi Red' halte, i kann mi nemma höre!"
|